Die Historie der
Böllergruppe der "Murachtaler Schützen" Niedermurach e.V.
von Johann Fuchs, Michael Schneeberger, Martin Stigler und Christoph Zinkl

Niedermurach ist ein 500-Seelen-Ort, am Fuße der Burg Murach, gelegen in der mittleren Ober-pfalz im Landkreis Schwandorf.

Böllern hat in Niedermurach eine belegbar lange Tradition. Vor Grün-dung unserer Böllergruppe stand in der Ortschaft einige Jahre kein Böllerschütze mehr zur Verfügung. Alle Bemühungen gemeindlicher-seits, einen Böllerschützen zu finden, blieben erst einmal ohne Resonanz.

Bei einem Schützenstammtisch eröffnete Martin Kiener, er habe be-schlossen die Böllerprüfung zu absolvieren. Nach Rücksprache mit Schützenmeister Christoph Zinkl entschloss sich dieser: „Da mach ich mit, dann gründen wir eine Böllergruppe“. Albert Kiener meinte: „Wenn das Sinn und Zweck für den Verein hat, bin ich dabei“. Zu dritt legten sie im April 1993 in Simbach am Inn die notwendige Prüfung ab.



Abb.: Die Böllergruppe der "Murachtaler Schützen" im Oktober 2006.
Im Hintergrund die Burg Murach und Niedermurach

Anschließend wurden in Teamarbeit drei Handböller gefertigt und zum Beschuss beim Beschussamt München vorgelegt. Parallel dazu wurde die notwendige Schießerlaubnis für den Verein und die Gemeinde beantragt. Von Bedeutung ist hier die Bedürfnisbescheinigung, welche von der Regierung der Oberpfalz ausgestellt wurde. Sie besagt, dass die jeweiligen „Schießen“ zur Brauchtumspflege bei kirchlichen und weltlichen Anlässen dienen.

Bereits zum Fronleichnamsfest am 10. Juni 1993 überraschten die „Böllerer“ den festlichen Zug durch die Ortschaft mit den schallenden Schüssen aus der gemeindeeigenen Kanone.

Im Oktober 1993 nahmen vier weitere Mitglieder - Michael Schneeberger aus Niedermurach, Georg Stigler, Michael Schneeberger aus Voggendorf und Alexander Herdegen - an der Böllerprüfung teil.
Nach Erteilung der Schießerlaubnis für diese Mitglieder durften die „Murachtaler Schützen“ nun auf eine recht stattliche Böllergruppe stolz sein.

In den folgenden Jahren legten weitere 20 Schützen die Böllerprüfung ab. Wegen des großen Zuspruchs wurden im benachbarten Schützenheim in Oberviechtach - unter unserer Federführung - zwei Böllerlehrgänge organisiert.

Im Jahre 1994 konnten die Murachtaler Schützen ihr 25jähriges Gründungsjubiläum begehen. Diese Gelegenheit nutzte die Böllergruppe, um in Niedermurach ein erstes Böllerschützentreffen mit ca. 60 Böllerschützen und drei Kanonen, zu veranstalten.

Nachdem die Anfänge der Gruppe bis ins Jahr 1993 zurückreichen, wurde am 19. Mai 1995 die Böllergruppe als Unterabteilung der Sparte „Feuerwaffen“ der Murachtaler Schützen offiziell gegründet. Als erster Böllermeister wurde der Initiator der Gruppe, Martin Kiener, gewählt.

Bereits bei dieser Gründungsversammlung im Gasthaus Pröls wurde eine eigene Böllerordnung erlassen. Sinn und Zweck dieser Vorschriften sollte ein sicheres Schießen und ein ordentliches Auftreten der Gruppe sein. So wurden unter anderem regelmäßige Übungsschießen festgelegt, ein Strafenkatalog beschlossen und die Anzugordnung geregelt.

Nachdem sich die „Böllerer“ durch ihre Übungsschießen und Aktivitäten kontinuierlich verbesserten - es wurden z.B. Schießprogramme für öffentliche Auftritte entwickelt - wuchs der Wunsch, dieses Können auch einem größeren Publikum zu präsentieren.

Mangels Einladungen zu Böllerschützentreffen kam bei einem Böllerschützenstammtisch im Gasthaus Gillitzer die Idee auf, selbst ein Böllerschützentreffen zu organisieren. Am Ende des Abends stand fest, dass versucht wird, ein Böllerschützentreffen im Freilandmuseum Neusath zu veranstalten. Der Wirt und Kreisvolksmusikpfleger Alois Gillitzer wurde beauftragt, den ersten Kontakt mit den Verantwortlichen des Museums herzustellen. Nachdem dies geglückt war, machten sich Michael Schneeberger und Christoph Zinkl zusammen mit Hans Drexler von der Museumsleitung daran, ein Konzept über den Ablauf des Treffens zu erarbeiten. Anschließend wurde, unterstützt von weitern Schützenschwestern und Schützenbrüdern der Murachtaler Schützen, der entwickelte Ablauf umgesetzt.
Am 23. August 1998 war es dann so weit. Unter Leitung von Christoph Zinkl und Michael Schneeberger ließen es mehr als 150 Böllerschützen im Neusather Freilandmuseum krachen. Das Oberpfälzer Böllerschützentreffen war geboren.

Brauchtumspflege braucht auch ein solides Fundament. Deshalb sieht die Böllergruppe die Sicherung und Dokumentation der althergebrachten Böllerbräuche als eine ihrer Aufgaben.

So wurde durch Befragung von Niedermuracher Bürgerinnen und Bürgern recherchiert, dass früher am Vorabend und am Morgen des Prangertags (Fronleichnam) jeweils zum Gebetläuten 3 mal geböllert wurde. Geböllert wurde auch während der Wandlung beim Gottesdienst, sowie an den vier Altären bei der Fronleichnamsprozession. Gesichert ist auch, dass beim Mittagläuten des Fronleichnamtags zur Ehre Gottes geböllert wurde.

Es gab aber noch weitere Anlässe bei denen die Böller krachten. So wurde die Geburt eines Stammhalters mit Böllerschüssen kundgetan. Böller krachten beim Kammerwagenfahren, der Beerdigung eines Kriegsteilnehmers, am Volkstrauertag und zu Silvester. Einen Großteil der überlieferten Böllerbräuche ließ die Böllergruppe wieder aufleben. Derzeit rücken wir zu folgenden Anlässen zum Böllern aus:
Silvester/Neujahr; Fronleichnam wie oben beschrieben, jedoch nicht zum Gebetläuten am Mittag; Volkstrauertag; Totengedenken bei Vereinsfesten; Ehrensalut für Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens; Geburtstage, Hochzeiten und Beerdigungen nach festgelegten Regeln; Weckruf an Festtagen; Anschießen von Festen und Festumzügen und natürlich zum Übungsschießen und zur Teilnahme an Böllerschützentreffen.



Abb.: Der Standböller mit dem bis 1959 in Niedermurach geböllert wurde

Abschließend kann man sagen, dass sich die Böllergruppe im Verein sehr gut entwickelt und fest etabliert hat. Um genau das nach außen hin zu zeigen, haben sich die Böllerer ganz bewusst dazu entschlossen, bei öffentlichen Anlässen in der Vereinsuniform der "Murachtaler Schützen" aufzutreten. Auch in Zukunft will die Gruppe Böllertradition in alt bewährter Weise pflegen und kombiniert mit dem hohen Sicherheitsstandard als überregionales Vorbild fungieren.


Ansprechpartner:

1. Schützenmeister
Johann Schneeberger
Ortenburgring 5, 92545 Niedermurach
Telefon: 09671 704

1. Böllermeister
Christoph Zinkl
Voggendorf 4, 92545 Niedermurach
Telefon: 09671 2441
eMail: christoph-zinkl@t-online.de

Homepage: www.murachtaler-schuetzen.de


[ Zurück ]   [ Home ]